Geschichte des Löschwesens
Geschichte des Feuerlöschwesens der Stadt Schweinfurt
Vor der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Schweinfurt
Feuerio! Feuerio!
Wo auch überall auf dieser Welt, in welcher Sprache er auch immer gellen mag, dieser schaurige Hilfe- und Alarmruf, peitscht er die Menschen weg von der Arbeit und lässt sie rennen, retten und flüchten. Gilt es doch dann eines der Elemente, das von jeher dem Hab und Gut der Familie, dem Besitz der Gemeinde, dem ganzen Volksvermögen feind, wenn es der menschlichen Acht und Bewachung entkommen ist, zu bekämpfen. Gilt es dem gefräßigen Feuer zu entreißen, den gierig züngelnden Flammen wegzunehmen, was dem Menschen wert und lebensnötig ist.
Aber so alt der Kampf des Menschen gegen das Feuer ist, so merkwürdig ist es, dass die organisierte Feuerbekämpfung erst so spät einsetzt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde doch mit dem Fortschreiten der Kultur und Lebensweise des Menschen die Hausstätte als Besitz und Vermögensteil auch für die Allgemeinheit viel wertvoller und man kann wohl behaupten, dass dem alten Germanen seine Hütte ebenso wertvoll war wie dem Handwerker und Bürger des Mittelalters sein Häuschen oder dem Kaufherrn sein Patrizierhaus und trotzdem stammt die älteste Feuerlöschordnung, der Stadt Augsburg, erst aus dem Jahre 1276. Aus den Feuerlöschordnungen jener Zeit ist zu entnehmen, dass damals als Geräte, mit denen Feuer bekämpft wurde, Verwendung fanden: Ledereimer (in London erstmalig 1558), Wasserfässer, Feuerhaken, Dachbrücken und schwerfällige Leitern. 1475 wurden in Nürnberg Wasserfässchen auf Karren und einfache Handspritzen verwendet, die noch 1618 in Frankreich und 1666 in London benützt wurden. Die erste auf Rädern laufende Feuerspritze baute der Augsburger Goldschmied Anton Pletner für seine Heimatstadt im Jahre 1518. Sie leistete aber scheinbar keine besonders wertvollen Dienste, denn während der folgenden rund 100 Jahre findet sich keine weitere Nachricht über Feuerspritzen bzw. deren Vervollkommnung.
Im Jahre 1602 kam dann die erste brauchbare Feuerspritze zur Einführung. Die alte freie Reichstadt Nürnberg konnte sich eine solche um fl.600 erstehen. Angeboten wurde dieses wichtige Gerät dem Rate um fl.2000 und wir hören den Erfinder über seine Spritze folgendermaßen sprechen: „womit in Feuersnöten große Rettung geschehen und die Höhe eines Hauses, so hoch das auch immer sein mag, erreicht werden könne.“ In alten Protokollen ist weiter darüber zu lesen: „bei deren Probe sonderlich dies befunden wurde, dass solch ein Instrument von 2 Mannspersonen könne getrieben, auch hin und her, wohin man will gar leicht gewendet und dazu von einem einzigen Ross gezogen werden.“
Damit war die erste Feuerspritze in Dienst gestellt. Ein unvollkommenes Gerät ohne Windkessel, ohne Schläuche und ohne Saugwerk. Auf den Windkessel kam man um 1720, aber noch 1775 wird teilweise seine Berechtigung bestritten. Die ersten Hanfschläuche wurden 1720 in Leipzig angefertigt. Bis dahin wurde Wasser zuerst aus dem Wenderohr der Spritze später mittels Lederschläuchen gegeben. Das Saugwerk, obwohl schon im Jahre 1724 bekannt, fand nur sehr zögernd und langsam Einführung.
Unsere liebe Vaterstadt hatte namentlich durch Belagerungen und Erstürmungen viel unter Feuersnot zu leiden.
So wurde 1253 die alte Stadt gänzlich durch Feuer zerstört, im Markgräfler-Krieg 1554 von den Fürstbischöfen von Würzburg und Bamberg im Verein mit dem Herzog von Braunschweig und den Nürnbergern belagert, beschossen, eingenommen und durch Feuer in Schutt und Asche gelegt. Bei dieser verheerenden Feuersbrunst fielen allein 676 Wohnhäuser ohne Scheuern und öffentliche Gebäude dem gefräßigen Element zum Opfer.
17. März 1651. Dieses Datum trägt die älteste hier aufgefundene Feuerordnung mit 28 Paragraphen. Von Feuerspritzen war darin noch keine Rede, nur von messingenen Wasserspritzen. Wenig geändert in den Jahren 1671, 1696, 1708, 1713, 1729, 1738, 1760, 1766 erscheint diese Feuerordnung in verbesserter Form 1780 wieder. Jetzt werden in dieser Ordnung Spritzen, Schläuche und Einfrieren der Spritzen besprochen.
Am 27. Juli 1729 beschloss der Rat der Freien Reichstadt Schweinfurt, einzelne Leute zu vereidigen, die im Brandfalle sofort auf die Spritzen zulaufen sollten.
1753/54 erscheinen erstmalig in Schweinfurt Feuerspritzen (Butten Spritzen).
1764 lieferte Glockengießer Joachim Keller, Bamberg, um fl.330 eine fahrbare Schlauchspritze, die bei der Übernahme bestens gefiel. Grund zur beschleunigten Anschaffung hierzu war ein großer Brand im Segnitz’schen Hause. Erst ein neues größeres Schadenfeuer in der Scheunengasse veranlasste die Beschaffung einer zweiten Schlauchspritze durch Johann Joseph Kistner aus Mellrichstadt. Das Fahrgestell, auf dem die Spritze ruhte, wurde von Möbelmeister Raßdörfer hier angefertigt.
Bei großen Bränden in den Jahren 1770, 1783 und 1787 bewährten sich diese Spritzen.
1803 beim Übergang der Reichstadt an die Krone Bayern besaß Schweinfurt 11 Spritzen.
1812 wurde die Gesamtaufsicht über alle Löscheinrichtungen dem Verwaltungsrate J. Lebküchner übertragen.
1813 finden wir in Schweinfurt nur Lederschläuche in Verwendung.
1815 wurden von Sommerhausen hänferne Schläuche beschafft.
1819 wird der Gerätebestand wie folgt angegeben: 6 Fahrspritzen, 4 große und 1 kleine Tragspritze, 8 Wasserkessel, 11 Kufen, 38 Feuerleitern, 35 Feuerhaken, 14 Pechpfannen mit 600 Pechkränzen, 99 städtische Feuereimer und 791 Feuereimer, die sich in Privatbesitz von Bürgern befinden, 34 Stück Löschwischer oder Feuerpatschen, hiervon erreichten 30 Stück die Höhe des ersten Stockes und vier die Höhe des zweiten Stockes eines Durchschnitthauses.
1822 waren in Schweinfurt 1272 Feuereimer in Verwendung.
1824/25 konstruierte der hiesige Kupferschmied Krackhardt zwei neue mit Wind-blasen versehene Tragspritzen um fl.280 und fl.240 und nahm dafür zwei alte, stoßweise arbeitende Spritzen um fl.75 zurück.
1827/28 wurde ein Feuerweiser für 159 Ortschaften auf dem Turm der Johanniskirche eingerichtet. Sämtliche Spritzen wurden damals mit einheitlichen Gewinden und Schläuchen versehen.
1830 wird das Retter Korps, das seine eigene Verwaltung hatte, gegründet. Der Beitritt zu diesem Korps erfolgt durch freiwillige Meldungen und war Privileg der Schweinfurter Kaufmannschaft. Somit wäre eigentlich das Jahr 1830 als Gründungsjahr der Freiwilligen Feuerwehr Schweinfurt anzusprechen und diese damit wohl die älteste freiwillige Feuerwehr Deutschlands. Auch die schon seit 1827 in Arbeit und Vorbereitung befindliche neue Bau- und Feuerpolizeiordnung trat in Kraft. Im selben Jahre betätigte sich erstmalig das von der Landwehr zu stellende Feuerpiquet.
1836 wurden auf den Türmen der Johannis- und Salvatorkirche sowie auf dem Rathause Blitzableiter gesetzt.
1845/48 diese Jahre befassen sich hauptsächlich mit dem Ausbau und der Ausrüstung des Retter Korps. 61 Mann umfasste diese wichtige Abteilung, die auf 14 Distrikte verteilt war. Gewichtige und angesehene Namen trugen die fünf Führer: J.M. Richter, Moritz Fürst, Christoph Wetzstein, Jens Sattler und Ferdinand Fischer.
(übernommen aus: Fünfundsiebzig Jahre Tätigkeit im Schweinfurter Feuerlöschwesen)